Wienliebe ist stärker. Stärker als der Hass
Und genau das haben sie nicht mit ein berechnet. Unsere Stärke, der Zusammenhalt in unserer Stadt, unserer Wiener Gesellschaft, der es nie wuascht war, wie es dem anderen geht – völlig wuascht, woher wer kommt. Wer hier ist, ist von hier. Für jede Wienerin, für jeden Wiener, für uns alle ist klar: Egal was für ein Wahnsinn in diesem Land, ob bei TV-Diskussionen, in Schulen oder an den Grenzen, um uns herum passiert, wir halten zusammen, wir bleiben solidarisch, wir bleiben Brüder und Schwestern, wir bleiben Leiwand statt Oasch, wir bleiben wie wir sind – wir bleiben Wien oida, Beč oida!
Aber die Zeichen der Zeit sind klar so wie die drittreichsähnlichen Aussagen vom Herrn Waldhäusl: Wir müssen handeln, wir werden gebraucht, für die Schüler:innen, in der Bildung, in der Politik, in der Zivilgesellschaft, in den Betrieben, in der Klimabewegung, auf der Straße, an den Grenzen, in der Hilfe für die Menschen. Denn wir müssen gemeinsam gegen Rassismus, Faschismus und die längst real gewordene brutale Verrohung in Österreich, aber auch in ganz Europa kämpfen. Ja, Viktor Orban hat Angst vor dem Reumannplatz. Waldhäusl hat Angst vor dem Reumannplatz. Weil der Reumannplatz für alle Menschen Platz hat, aber nicht Platz fhat ür ihren Menschenhass, ihre Grenzschläger-Truppen, ihre kranke, menschenverachtende Welt des Stacheldrahts, der hässlichen Bildern. Der Reumannplatz gehört uns allen, Wien X gehört uns allen, ganz Wien gehört uns allen – das ist so, das war so und das bleibt auch so!
Die Frage der mutigen Schülerin Una aus dem Laaerberg Gymnasium sollte uns allen zum Denken geben. Es ist ein Weckruf, ein Weckruf von Wiener Schüler:innen an die heutige österreichische Gesellschaft, die sich endlich entscheiden muss: Wollen wir, so wie jetzt, österreichische Polizist:innen in illegale Pushback-Einsätze schicken, in Wien geborene Kinder abschieben so wie das die Bundesregierung macht, autoritäre Regime wie das von Vučić oder Orban unterstützen, wollen wir die Menschen an den Grenzen weiterhin tagtäglich schlagen, ins Elend schicken, wollen wir rassistische Landesräte von Hannis Gnaden tolerieren, die unsere Schüler:innen beleidigen, oder wollen wir endlich, verdammtnochmal, das Blatt wenden? Jetzt ist die Zeit, nicht nur für Reden, nicht nur für Fotos, nicht nur für Positionierungen, Solidaritätsbekundungen, sondern für konkrete Taten, antirassistische Aktionspläne, für greifbare, handfeste, an der Wurzel beginnende systematische Veränderungen. Wien hat Mireille, Wien hat Melisa, Wien hat Ali und Wien hat Dragica! Wien kann das!
Eines ist heute bereits passiert: Alle noch zur Demokratie bekennenden Parteien in diesem Bezirk haben klar und gemeinsam Stellung bezogen. Und an diejenigen, die zuerst zugesagt, dann wieder abgesagt haben, weil sie nicht einmal den letzten Funken Anstand haben, sich hinter angegriffene Wiener Schüler:innen zu stellen: Wenn euch die offene Weltstadt Wien der gleichberechtigten Möglichkeiten für ALLE und mit ALLEN nicht taugt, wenn ihr nicht Alaba und Arnautovic im Nationalteam haben wollt, wenn ihr kein Eis von Tichy, kein Kebab von Ferhat und keine Cevapcici von Merak wollt’s, dann bleibt’s bitte gefälligst dort, wo ihr euch selber wohl am wohlsten fühlt: im Waldhäusl!
Wir zählen schon lange nicht mehr auf die ÖVP. Wir wissen, wer ihr seid, wir wissen, was ihr an Europas Außengrenzen für Menschenrechtsverbrechen zu verantworten habt’s, wir wissen, dass wegen Euch Menschen in Zelten im siebtreichsten Land der Welt frieren. Deswegen stehen die Omas gegen Rechts jeden Tag von Montag bis Freitag bei der Mahnwache seit September 2020. Deswegen dokumentiert die Dokustelle Österreich Rassismus gegen unsere muslimischen Mitbürger:innen, deswegen gibt es Black Voices Volksbegehren, deswegen stehen Leute wie Melisa Erkurt lange schon vor diesem Vorfall auf und sagen, was Sache ist. Und deswegen sammelt SOS Balkanroute auch diesen Sonntag in der Wiener Brunnenpassage wieder von 13 bis 19 Uhr warme Kleidung, Schlafsäcke und all das, was Menschen zum Überleben auf der Balkanroute brauchen. Ja, wir können was tun und, nein, Wien wird nicht wegschauen weil es Wien nicht Wurscht ist! Danke auch an Stadtrat Peter Hacker, der uns ermöglicht hat, dass wir ein Lager haben, das wir Transporte regelmäßig schicken können.
Auch wenn heute hier die Geschlossenheit aller demokratischen Kräfte herrscht, eines muss man auch kritisch sagen: Es wäre fatal, wenn alles was vom Waldhäusl-Skandal bleibt, nur Fotos von Schüler:innen mit Politiker:innen und diese Kundgebung sind. Seid euch im alle Klaren: Diese Fotos verpflichten, der heutige Abend verpflichtet, die Schicksale dieser Wiener Schüler:innen verpflichten uns alle.
Und wenn ich mir etwas noch wünsche kann, dann ist es wohl, dass die Schülerin Una und ihre Mitschüler:innen, die unser aller Ehre verteidigt haben, zumindest einen Platz oder eine Straße in dieser Stadt bekommen. Wien täte eine Una-von-Laaerberg Straße mehr als nur gut. Am besten gleich die Straße, die zum PULS4 Studio führt – damit, alle die dort hineinkommen, auch klar wissen: Wir sind hier in Wien und Wien ist und bleibt eine rassismusfreie Zone!
Kommt am Sonntag zu unserer SOS Balkanroute: Sammelaktion für die Geflüchteten in Bosnien und Serbien in Wien in die Brunnenpassage ab 13 Uhr.
Wir sehen uns!