PETER TURRINI WILL ÖSTERREICH NICHT DEN RECHTEN ÜBERLASSEN

DEMOKRATIE HEISST NICHT, ALLES ERTRAGEN ZU MÜSSEN – DEMOKRATIE HEISST AUCH WIDERSPRUCH
Peter Turrini hat bei einer Veranstaltung des SPÖ-Parlamentsklubs im Palais Epstein eine erinnerungswürdige Rede gehalten.
Die zunehmende Verrohung hat laut Turrini auch die Grenzen des Sagbaren erweitert: Ängste vor Geflüchteten, Hass auf Migranten werden geschürt. Turrini hat auch eine Vermutung, wo diese Gefühle herstammen. „Die verdächtigen Eigenschaften, die Menschen bei anderen Menschen, hauptsächlich Fremden, wahrnehmen, schlummern zumeist in ihnen selbst“, glaubt er.

Müssen wir das nun tolerieren?, fragt Peter Turrini. Muss Demokratie Hassreden und Lügen aushalten? Nicht zwingend. Reden und diskutieren soll man immer – sich mit Hass auf Minderheiten und Schwache abfinden, muss man aber nicht:

„Wir müssen einander aushalten und miteinander reden, notfalls mit gehobener Lautstärke und aller Leidenschaft. Aber diese Wollust der Ausgrenzung, ja der Vernichtung, die derzeit gegenüber dem anderen und dem Andersartigen mehr und mehr aufbrodelt, die müssen wir nicht ertragen – die müssen wir bekämpfen.“

PETER TURRINI WILL ÖSTERREICH NICHT DEN RECHTEN ÜBERLASSEN
„An der Entwicklung in diesem Land leide ich besonders“, gesteht Turrini. „Es ist ja auch mein Land. Als Sohn eines italienischen Einwanderers, welcher nie so recht in der deutschen Sprache ankam und es nicht bis an den Stammtisch der Einheimischen schaffte, habe ich lange genug gebraucht, dieses Land als mein Land zu empfinden. Ich will es mir von einem adrett zugerichteten jungen Mann in der Bundeskanzlerpose und von einer Horde Burschenschafter in Ministerbüros nicht mehr nehmen lassen.“ Die Regierung, so Turrini, betreibt falsche Umverweilung von unten nach oben. Die Gewinner sind die, die ohnehin viel haben – für sie macht die ÖVP Politik. Und die FPÖ? Die macht in der Zwischenzeit aus Österreich einen autoritären Staat:

„Die rechten Regierungen nehmen den Schwächeren etwas weg und geben es den Stärkeren. […] Wie bei einem geplanten Coup ging man arbeitsteilig vor: Jeder hat seine Aufgabe und nachher teilt man die Beute. Herr Kurz bekam die Wirtschaft und schafft ein echtes Wirtschaftswunder für die Reichen. Und Herr Strache bekam die Polizei, das Militär, die Geheimdienste und sorgt seitdem dafür, daß wir uns tatsächlich wundern, was alles möglich ist.“

Die gesamte Rede: LINK