Jour fixe mit Ruth Wodak am 7. April 2019 im Cafe Tachles

Es war ein unglaublich interessanter Abend mit der emeritierten Professorin der Universität Wien. Ruth Wodak ist Sprachwissenschaftlerin, gilt als die Gründerin der kritischen Diskursanalyse und hat sich intensiv mit Vorurteilsforschung und Feminismus auseinandergesetzt.

An dem Abend, zu dem die OMAS und Susanne Scholl eingeladen haben, sprach sie über die nun schon längere Entwicklung der Sprachmuster. Es sei ein Gewöhnungseffekt, der jetzt eingetreten ist, Menschen könnten sich nicht unentwegt empören.

In dem Handbuch Freiheitlicher Politik und im Programm für ein Freiheitliches Österreich sei ein GLOBALES PROGRAMM beschrieben. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989 haben sich ähnliche Sprachmuster wie heute gefunden, die von RECHTS als auch von den Gewerkschaften verwendet wurden. Es gab Widerstand gegen 800 junge rumänische Männer, die man in einem Dorf unterbringen wollte. Damals begann der Aufstieg Jörg Haiders mit der Politik gegen MigrantInnen, 1992 gab es das Ausländervolksbegehren, aber auch das Lichtermeer.

Die Verschärfung des Fremdenrechts, die Forderung „Deutsch lernen“ begannen damals. Dann gab es eine signifikante Veränderung der FPÖ, die neuen Sündenböcke wurden die Muslime. Haider hat Burschenschafter aus der Partei herausgehalten, nun sind sie in allen Ämtern bis zu den Ministern. Mit den Identitären gibt es eine Art „Familienähnlichkeit“. Nun spricht man vor allem von ILLEGALEN. Illegalen Migranten, illegalen Flüchtlingen, ein neues Sprachmodell. Sie erinnere das an Orwell und das Buch 1984. Alle Begriffe werden umgedreht: statt Zentrum für Ankommende wurde der Begriff Ausreisezentrum geprägt. „Man wird vernebelt.“ In Diktaturen gäbe es die 2 Ebenen der Wirklichkeit. Die Feindbilder sind das Asset der FPÖ. Das Ideal der Nationalstaaten habe es nie gegeben. Der Höhepunkt der Feindbilder sei Soros, in ihm vereine sich die antisemitische und die antimuslimische Propaganda. Die Sprachbilder von FPÖ und Identitären, z.B. der Begriff Austausch sind ident. Die Regierung und deren message control verhindern, dass die Opposition ins Fernsehen kommt. Es sind 400 neue Stellen für diese Art von Kommunikation geschaffen worden. Die Themen Genderpolitik, Abtreibungsverbot, Mutterschaft, Homophobie lehnen sich an amerikanische Debatten an und werden noch wirksam werden.

Susanne Scholl ist die Einladung und Moderation zu danken, großer Applaus für beide.

MS