Die Welt steht auf kein Fall mehr lang, ….

Caroline Koczan hat für den Abend der Protestlieder am Samstag den 24.11. 2018 um 19:30 im MQ, Raum D/Q21 eine österreichische Spezialität vorbereitet und wird dieses Couplet am Protestliederabend vortragen. Für unsere westlichen OMAS und Opas:

Das Couplet (frz. „couplet“: Zeilenpaar) bezeichnet in der Musik ein mehrstrophiges witzig-zweideutiges, politisches oder satirisches Lied mit markantem Refrain. In der Musik bezeichnet das Couplet außerdem die Strophenteile eines Rondos, die sich mit dem wiederkehrenden Refrain oder Ritornell abwechseln. Das Wiener Couplet ist ein Bühnenlied in den Stücken des Alt-Wiener Volkstheaters von Johann Nepomuk Nestroy und Ferdinand Raimund. Das Wiener Couplet in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist eine Spezialform des Couplets innerhalb des Alt-Wiener Volkstheaters, bei der der Schauspieler aus der Rolle tritt und eine Interaktion mit dem Publikum beginnt. Literarische Vollendung erfuhr es in den Werken Ferdinand Raimunds und Johann Nestroys. Die tagesaktuellen Zusatzstrophen solcher Couplets setzten die Darsteller manchmal einem Duell mit der Zensur im Metternich’schen Regime aus. Diese Strophen sind gegen das Kickl´sche System  im Jahre 2018 geschrieben. Allerdings ist zu befürchten, dass so schnell kein Komet kommen wird. Daher müssen wir Widerstand leisten, sonst steht unsere Welt, die wir OMAS und Opas mit aufgebaut und gestaltet haben, nicht mehr lang, dann werden alle unsere Regeln, Rechte und Werte mit „Butz und Stingel“ in den Müll geworfen. Aber lassen wir Caroline Koczan selbst sprechen:

„Ich habe zum Kometenlied aus Nestroys „Der böse Geist Lumpazivagabundus“ aktuelle Strophen gedichtet. Zur Aufführung wird das Lied beim Protestliederabend „ProtestNoten an die Regierung“ , 24.11.2018. 19:30, kommen. Ich freue mich schon sehr darauf es zu singen, begleitet von Gertrude Kisser am Akkordeon. Nachdem, was diese Regierung treibt, könnte ich ja jeden Tag eine neue Strophe dazudichten….
Hier ist der Text, euch zur Ermutigung:“

Kometenlied aus „Der böse Geist Lumpazivagabundus“
Text: J.Nestroy, Musik: A. Müller; aktuelle Strophen: C.Koczan

1
Es is kein´ Ordnung mehr jetzt in die Stern´,
D´Kometen müßten sonst verboten wer´n.
Ein Komet reist ohne Unterlaß
Um am Firmament und hat kein´ Paß!
Und jetzt richt´t a so a Vagabund
Uns die Welt bei Butz und Stingel z´grund;
Aber lass´n ma das, wie´s oben steht,
Auch unt´ sieht man, dass´s auf´n Ruin losgeht.

Abends traut man ins G´wölb sich nicht hinein
Vor Glanz, denn sie richten s´ wie d´ Feentempel ein;
Der Zauberer Luxus schaut blendend hervur,
Die böse Fee Krida sperrt nacher ´s G´wölb´ zur.
Da wird einem halt angst und bang,
Die Welt steht auf kein´ Fall mehr lang.

2
Di Sun am Himmel kennt jetzt kaan Capriz,
von Jänner bis November gibt`s nur Hitz´!
Und der Mond geht auf so rot, auf Ehr´,
vor Scham, denn was er sieht, geniert ihn sehr.
Die gute Venus, die verliert ihr´n Glanz,
sie wird ganz bleich, sieht sie die Eiertanz
von der breiten Menschheit hier herunt,
erblasst sie ganz und sieht die Welt geht zu Grund!

A Dilettant in Washington, in Moskau ein Agent,
als Präsident brauchst heute gar kein Talent.
Vom Westen zum Osten sind nur Blender am Zug,
gierig nach Macht und krieg‘n doch niemals g‘nug.
Da wird einem halt angst und bang,
Die Welt steht auf kein´ Fall mehr lang.

3
Ein schmaler Mond steht heut am Firmament,
muss auch den Gürtel enger schnall‘n am End?
Die Stern´ wer´n sich verkühl´n, ich sag´s voraus,
sie setzen sich zu lang der Nachtluft aus.
Der Sonn´ ihr G´sundheit ist jetzt a schon weg,
sie arbeit‘ viel zu lang und kriegt die Fleck´.
Aber lass´n ma das, was oben g´schieht,
herunt´ is ah ned besser, wie man sieht.

Zwölf Stunden, so heißt`s, bei der Arbeit soll sein
ein jeder von uns, bald tagaus und tagein.
Dafür gibt’s zum Ausgleich mehr freie Täg dann,
an denen man d’ Krankheiten ausheilen kann.
Da wird einem halt angst und bang,
Die Welt steht auf kein´ Fall mehr lang.

4
Die Fixstern´, sag´n s´, sein alleweil auf ein´ Fleck´,
na des is kloa, sie können nimmer weg.
Weil überall werd’n Grenzen aufgestellt,
am Orbit oben, wie d‘runt auf der Welt.
Selbst die Venus darf nicht mehr passier‘n,
auch der Pluto muss sich arrangier’n
und ein‘n Antrag stellen für an Pass.
Auch bei uns herunt sperrn’s d‘Grenzen jetzt en masse.

Erst liefern sie Waffen und rauben sie aus,
die Länder in Afrika und Asien drauß‘.
Dann lassen’s die Menschen, die flüchten vor der Not,
ersaufen im Meer und verhungern im Boot.
Da wird an doch angst und bang,
denn so steht die Welt nimmer lang.

5
Die ganze Welt steht Kopf und ist verkehrt,
hell ist’s im All und finster auf der Erd.
Die Achse von der Erd, die hat’s verschob’n
Und verruckt hat’s glatt die Erd-Rotation!
Anders ist es doch nicht zu erklär‘n,
dass alle Länder rechts und rechter werd’n!
Kleine Diktator`n wohin man schaut!
Auch bei uns wird jetzt die Demokratie abgebaut.

Die Pressefreiheit und die Toleranz,
woll’n‘s einschränken jetzt, kontrollier‘n woll’n’s uns ganz.
Und Meinungsfreiheit, wird gleichgesetzt
mit Hetze geg’n Frau’n und geg’n Kritiker jetzt.
Wem da ned wird angst und bang?
Die Welt steht auf kein Fall mehr lang!

6
Das Parlament, ist eine Baustell jetzt,
den Nationalrat haben’s in’d Hofburg g’setzt.
Dort regiert ein eitler Maturant
Und sein Vize ist ein Zahnlaborant.
Im BMI dort sitzt ein kleiner Mann
der von Macht niemals genug hab‘n kann.
Was so kleine Männer reiten tut,
hab’n wir schon erlebt und wissma nur zu gut!

Ja, da wünschte man sehr, den Kometen sich her,
mit an Schlag hätt ma dann unsere Sorg’n nimmermehr.
Aber besser noch wär, wir schicken alle rauf
in Raketen und schiassn`s zum Orbit hinauf.
Dann wär uns nimmer angst und bang
Und die Welt standat lang ja noch
lang lang lang lang.-….

Foto: J.N.Nestroy als Knieriem, Internationale Nestroygesellschaft