„Da muss man sich entgegenstellen!“
Monika Salzer im Interview zum vierjährigen Jubiläum

Am 18. Dezember 2017 fand die Angelobung der zweiten schwarz/blauen Regierung in Österreich statt. Ein Monat davor hat Monika Salzer die Gruppe OMAS GEGEN RECHTS auf Facebook gegründet. Barbara Kanzian sprach mit ihr über die herausfordernde Gründungszeit, über vier Jahre mit tollen Aktionen und darüber, warum die OMAS heute politisch notwendiger denn je sind.

Was war Dein Beweggrund, die OMAS zu gründen?

Monika Salzer: Es waren damals politisch und privat aufregende Zeiten. Politisch kam eine neue Bundesregierung, in der auch Rechtsextreme beteiligt waren. Und das unter der Führung eines Sebastian Kurz, der alles andere als ein Demokrat ist.

Zur gleichen Zeit wurde meine Mutter beerdigt. Ich war extrem sensibilisiert, habe mir damals Fotos meiner Vorfahrinnen angesehen. Da war meine Urgroßmutter. Sie hatte vier Töchter, nur eine einzige von ihnen war verheiratet. Meine Großmutter war eine echte Emanze und sie hat dieses Bewusstsein an meine Mutter weitergegeben. Diese Frauen arbeiteten ein Leben lang und waren selbständig. Sie gaben mir ein durch Arbeit erworbenes Erbe mit. Dieser Mut zum Widerstand und der Feminismus halfen mir, eine Facebook-Gruppe zu gründen. Ich entwarf die Beschreibung und gab der Gruppe den Namen.

Warum OMAS und keine „Silver lionesses“

Monika Salzer: Ganz zu Beginn traf ich mich mit vier Frauen, da war schon Susanne Scholl dabei, und wir diskutierten den Namen. Wir fanden: Ja, er ist super, weil er genau das Thema der Zeit widerspiegelt. Ältere Frauen werden nicht wahrgenommen und schon gar nicht in der politischen Diskussion. Obwohl wir gerade im Alter sehr frei sind und uns ohne Verpflichtung politisch engagieren können. Ich denke, dass wir auch damals schon ahnten, was auf uns zukommen würde.

Woher kommt Dein Engagement für ältere Menschen?

Monika Salzer: Ich hatte immer einen Zugang zu älteren Frauen. Viele Jahre begleitete ich Menschen mit Sterbehilfe und Trauerarbeit und habe daraus reiche Erfahrungen schöpfen können.

Leider wird der alte Mensch völlig undifferenziert betrachtet, obwohl die Generation zwischen 60 und 85 so vielfältig ist. Großeltern sind oft unglaublich aktive Menschen, die ihren Familien weiterhelfen. Ich selbst bin auch sehr gerne Oma.

Wie ist es mit den OMAS weitergegangen?

Monika Salzer: Bei unserem ersten Auftritt waren wir acht Frauen, dann hat es sich schnell vervielfältigt. Wir haben Freundinnen eingeladen und wir konnten uns im deutschsprachigen Raum etablieren. Auch in Deutschland nahmen OMAS GEGEN RECHTS den Kampf gegen die Rechtsextremen auf. Und die Presse bestätigte uns, etwas Neues zu sein.

Mit welchen Schwierigkeiten hattet Ihr innerhalb der Gruppe zu kämpfen?

Monika Salzer: Da gab es gruppendynamische Herausforderungen.Susanne Scholl und ich haben uns bald zu einem Führungsduo entwickelt, ein Schritt, der teils auf großen Widerstand stieß. Mit der Einführung einer Generalversammlung und einem gewählten Vorstand konnte mehr Klarheit geschaffen werden. Oder es gab immer wieder Frauen, die die OMAS für ihre eigenen Aktionen verwenden wollten. Schwierigkeiten gab es auch auf Facebook, wo einzelne über den Islam herfielen. Schritt für Schritt haben sich dann Gruppenregeln gebildet, um eine gemeinsame Linie klar nach außen zu transportieren.

Ihr habt diese Wogen geglättet und gemeinsam viele Aktionen durchgeführt. Was war die wichtigste?

Monika Salzer: Es waren so viele tolle Aktionen: Wir waren bei der Vienna Art Week aktiv oder die OMAS ON STAGE traten beim Kultursommer Wien auf. Das Wichtigste aber sind die Demos. Dort stärken wir junge Menschen. Wir zeigen, dass das Demonstrieren eine wesentliche politische Handlung ist, die generationenübergreifend stattfinden kann und kein Alter kennt.

Gibt es etwas, dass Dich bei den OMAS besonders beeindruckt?

Monika Salzer: Diese Konsequenz, mit der die OMAS über vier Jahre hinweg Widerstand leisten, ist beeindruckend, wie beispielsweise die Mahnwache. Da stehen Frauen einige Stunden in der Kälte und trotzen Wind und Wetter: Die OMAS sind zäh!

Sind OMAS GEGEN RECHTS heute politisch noch notwendig?

Monika Salzer: Wir atmeten zwar alle auf, als die FPÖ aus der Regierung raus war, aber die Grünen können sich nicht wirklich emanzipieren. Europaweit gesehen ist den Rechten ein großer Schritt gelungen, was sich durch Corona nochmals verschärfte. Es gibt heute viele Menschen, die – aufgrund der gesellschaftlichen Umbrüche – Angst haben. Ihnen ist das Gefühl der Sicherheit abhanden gekommen. Wir erleben jetzt mit, wie sich die demokratische Kultur verändert. Es ist erschreckend. Doch ich habe Hoffnung. Deutschland setzt mit seiner neuen Regierung ein großes Zeichen. Mal sehen.

Was wünschst Du Dir für die nächsten vier Jahre?

Monika Salzer: Ich wünsche mir, dass alle Kräfte, die unsere Demokratie erhalten wollen, aufwachen und sich zusammenschließen. Es braucht mehr Vernetzung der zivilgesellschaftlichen Organisationen. Demokratie ist unsere Herzensangelegenheit und die demokratische Bildung ist für uns ganz wichtig. In Vorträgen erzählen wir der Jugend, den Schüler*innen und Studierenden, die in uns lebendigen Geschichten.

Die Demokratie basiert auf den Menschenrechten, deswegen setzen wir uns für sie ein. Unser Wohlstand hängt an der Demokratie und an den Menschenrechten. Deutschland will 20.000 afghanische Flüchtlinge aufnehmen. Das ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Dass viele Menschen eine undefinierbare Angst davor haben – da muss man sich entgegenstellen. Und das machen die OMAS GEGEN RECHTS.

Vielen Dank für das Gespräch.